Geschichtliche Entwicklung
Wie Timmendorfer Strand zu dem wurde, was es heute ist.
Die Timmendorfer Siedlungsgeschichte reicht weit zurück, bis ins 5. Jahrhundert v. Chr.. Damals ließen sich die ersten Siedler auf dem Gemeindegebiet nieder und legten auch einen bedeutenden Urnenfriedhof an. Nach rund 500 Jahre wurde die Ansiedlung wieder aufgegeben. Die Anfänge der einzelnen Ortsteile der Gemeinde führen bis ins 12./13. Jahrhundert zurück, als der holsteinische Graf Adolf II. Bauern aus dem Westen anwarb, um die durch viele kriegerische Auseinandersetzungen zerstörte Landschaft Ostholsteins neu zu besiedeln. Klein Timmendorf wird 1285 zum ersten Mal urkundlich erwähnt, es folgen Hemmelsdorf 1319, Groß Timmendorf 1371 und Niendorf 1385.
Von 1855 an entwickelte sich das Bauern- und Fischerdorf Niendorf zum Badeort. Damals gehörten Niendorf wie auch Hemmelsdorf sowie Groß und Klein Timmendorf zum Fürstentum Lübeck, das wiederum eine Exklave des Großherzogtums Oldenburg i.O. war. Trotz schwerer Verwüstungen durch eine Sturmflut im Jahr 1872 entwickelte sich Niendorf bis Ende des 19. Jahrhunderts zum führenden Badeort an der Lübecker Bucht.
Ab 1865 entstand auf einer nördlich an Niendorf angrenzenden unbewohnten Strandlandschaft, die zu Klein Timmendorf gehörte, eine Sommerhaus-Siedlung, die Keimzelle von Timmendorfer Strand. Mit dem Bau der ersten Hotels, Pensionen und Privatvillen ab den 1880er Jahren entwickelte sich ein reger Badebetrieb. In kurzer Zeit stieg Timmendorfer Strand zu einem vielbesuchten und nach der Wende zum 20. Jahrhundert sogar zum meistbesuchten Badeort an der Lübecker Bucht auf.
1945, der 2. Weltkrieg war gerade zu Ende, erfolgte auf Anweisung der britischen Besatzungsarmee die Gründung der heutigen Gemeinde Timmendorfer Strand. Unter Einschluß des benachbarten Niendorf sowie der oberhalb der Strandlandschaft gelegenenen Bauerndörfer Klein- und Groß Timmendorf sowie Hemmelsdorf. 11.000 Einwohner zählte die neue Gemeinde, davon zwei Drittel Flüchtlinge aus dem Osten.
Trotz aller Nachkriegs-Probleme setzte 1946 bereits in bescheidenem Umfange der Bade-Tourismus wieder ein. An Vorkriegszeiten konnte jedoch erst in den 1950er Jahren angeknüpft werden, als sich die Wohnsituation der Flüchtlinge entschärft hatte, so dass sie aus Hotels und Pensionen ausziehen konnten. Bis heute ist der Tourismus die wichtigste Einnahmequelle des Ortes, auch wenn die von einer Flüchtlingsfamilie gegründete Fleischwarenfabrik Brandenburg in Klein Timmendorf der größte Steuerzahler der Gemeinde ist.
Timmendorfer Strand hat es zu allen Zeiten verstanden, sich dem Zeitgeist anzupassen. Zu diesem beständigen und von der Wirtschaft des Ortes unterstützen Wandlungsprozess gehört auch der Bau von Zweitwohnungen, der zu nicht unerheblichen Veränderungen in den Ortsbildern geführt hat. Verändert haben sich auch die Dörfer oberhalb des Strandes. Von „Bauerndörfern“ kann keine Rede mehr sein, auch wenn ein gewisser dörflicher Charakter geblieben ist.
Das weltoffene Timmendorfer Strand mit seinem eigenen Flair und das beschauliche Niendorf mit seiner Hafenatmosphäre gehören nach wie vor zu den ersten Adressen unter den Ostseebädern.
(Text: Dr. Heiner Herde, † 2022 )
(Bilder aus dem Gemeindearchiv)